LANDESVERBAND für
LEGASTHENIE und DYSKALKULIE HESSEN e.V.

Hier finden Sie Fragen, die uns immer wieder gestellt werden, vielleicht können Ihnen unsere Antworten darauf schon weiterhelfen. Sollten Sie zusätzliche Fragen und/oder Anregungen haben, dann kontaktieren Sie uns!

1. Wie erkenne ich, ob bei meinem Kind eine Legasthenie oder Dysalkulie vorliegt?

Diese Kinder machen sehr viele Rechtschreibfehler oder Rechenfehler und auch durch kontinuierliches Üben gelingt es nicht die Fehlerzahl zu reduzieren. "Den Legastheniker" oder "den Dyskalkuliker" gibt es nicht. In jedem Einzelfall gibt es unterschiedliche Ursachen und Therapieansätze. Auch der Schweregrad ist sehr unterschiedlich und unabhängig von der Ursache.

Es gibt keine typischen LRS Fehler.

Zitat einer Mutter: "Ich kenne keinen Menschen, der ein und dasselbe Wort, auf so viele unterschiedliche Weisen schreiben kann, wie meine Tochter". Wörter, die heute richtig geschrieben werden, werden morgen falsch geschrieben. In einem Text wird das gleiche Wort auf mindestens zwei unterschiedliche Arten geschrieben, ohne dass dies dem Kind auffällt. Häufig werden dem Schüler Konzentrationprobleme oder "Unlust" unterstellt. Kinder mit einer LRS benötigen beim Schreiben aber eine wesentlich höhere Konzentration als dies normalerweise der Fall ist. Diese hohe Konzentration kann nur über einen kurzen Zeitraum aufrechterhalten werden. Daher häufen sich die Fehler am Ende eines Textes.

Alle Kinder durchlaufen mehrere Entwicklungsstufen- unabhängig von der Intelligenz. Folglich gibt es auch keine „typischen Legastheniker-Fehler“ in der Rechtschreibung, wie das vor Jahren noch angenommen wurde. Vielmehr zeigen die Fehler in den Texten der Schülerinnen den jeweiligen Entwicklungsstand an und bilden die Ausgangspunkte für die weitere individuelle Förderung.

Kinder mit einer Rechenschwierigkeit fallen besonders durch sehr langanhaltendes "Abzählen" auf. In vielen Fällen ist diese "zählende Rechnen" nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Die Diagnose sollten Sie einem Fachmann überlassen. Hilfe finden Sie z. B. unter folgenden Adressen:

Universität Frankfurt, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie des Kindes
Deutschordenstr. 50,
60528 Frankfurt
Tel.:069/63010

Sozialpädiatrisches Zentrum
Starkenburgring 66
63069 Offenbach
Tel.: 069/8405-0 oder 8405-4322

Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Philipps-Universität
Hans-Sachs-Straße 6
35039 Marburg

Verein zur Förderung
wahrnehmungsgestörter Kinder e.V.
Ben-Gurion-Ring 161
60437 Frankfurt
Tel: 069 / 95 43 18 - 0
Fax: 069 / 95 43 18 - 17

Schulpsychologischer Dienst des Staatlichen Schulamts

2. Wie kann ich mein Kind zu Hause fördern? Brauche ich dazu eine besondere Ausbildung?

Die wichtigste Förderung, die ein Kind braucht und die Sie ihm ohne jede Ausbildung zukommen lassen können, ist Ihre Liebe. Viele Kinder befürchten, dass sie die Liebe und Zuneigung ihrer Eltern verlieren, wenn sie in der Schule schlechte Noten heimbringen. Für LRS-Kinder wird dies umso schwerer, da sie selbst durch häufiges Üben ihre Fehler nicht in den Griff bekommen und deshalb zusätzlich noch befürchten, "dumm" oder "Versager" zu sein. Wenn Sie Ihrem Kind diese Angst nehmen, indem Sie ganz klar machen, dass Liebe nichts mit Rechtschreibleistungen zu tun hat, dann haben Sie schon sehr viel für Ihr Kind getan.

Darüber hinaus ist es für Eltern sehr schwierig, das eigene Kind wirklich effektiv zu fördern. Bei dem Versuch rutscht man nur allzu leicht aus der Therapeuten-Rolle wieder in die Elternrolle. Deshalb empfehlen wir, die Therapie außerhalb durchführen zu lassen. Das kann (und sollte eigentlich) zuerst in der Schule sein, aber auch erfahrene niedergelassene Therapeuten können behilflich sein.

3. Wer hilft uns weiter, wenn die Schule nicht helfen kann?

Leider trifft es immer noch häufig zu, dass die Schule mit einer gezielten und konsequenten LRS-Therapie überfordert ist. Wünschenswert wäre dann der Schritt zu einem erfahrenen Therapeuten Ihrer Wahl.

Unterstützung kann das Kind bzw. können seine Eltern auch auf dem sozialrechtlichen Weg einfordern. Hierzu sollten Sie sich an Ihr zuständiges Jugendamt wenden.

4. Was kann ich von der Schule erwarten?

Die wichtigste Unterstützung für Ihr Kind ist das Verständnis der Lehrkraft. Diese Kinder sind weder dumm noch faul. Schüler sollten im Unterricht ermutigt werden und selbst kleinste Lernfortschritte sollten gewürdigt werden. Sprechen Sie offen mit dem Lehrer über das Problem und ziehen Sie anschließend den Beratungslehrer oder Fachlehrer oder auch den Rektor hinzu. Gemeinsam findet sich fast immer ein Weg. ·
Wichtig ist es den Teufelskreis aus Fehlern - schlechten Noten - Versagensängsten zu durchbrechen.

Alle Schulen müssen individuelle Förderprogramme für ihre Schüler anbieten. Jeder Schüler mit einer LRS oder Rechenschwäche hat Anspruch auf einen individuellen Förderplan. Förderung kann innerhalb des Klassenverbandes oder in speziellen Fördergruppen durchgeführt werden. Sie sollte regelmäßig auf Ihre Wirksamkeit überprüft werden und gegebenenfalls der jeweiligen Lernsituation angepasst werden.
Eltern bekommen oft zu hören, die mangelhafte Rechtschreibleistung oder Rechenleistung sei auf fehlendes Üben zurückzuführen und der Notenschutz und/oder Nachteilsausgleich würde "Faulheit" unterstützen.

Das ist falsch.

Jedes Kind möchte in die Klassengemeinschaft integriert sein und ein Sonderstellung, wie beim Notenschutz, vermeiden. Für Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie sind Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen jedoch in den meisten Fällen notwendig, um den Leistungsdruck in der Rechtschreibung oder beim Rechnen zu vermindern.
Was nutzt ihrem Kind eine 5 oder 6 in einer Klassenarbeit. Die Rechtschreibung oder Rechenfähigkeit verbessert sich dadurch nicht.

Bitten Sie die Schule schriftlich um die Aussetzung der Benotung in der Rechtschreibung oder in der Grundschule im Rechnen.
Der Notenschutz wird von der Klassenkonferenz beschlossen. Die Schule darf kein außerschulisches Gutachten verlangen. Die Lehrer erkennen die besonderen Schwierigkeiten ihres Kindes und beschließen auf Grund dieser Situation die Einstufung ihres Kindes als "Schüler/Schülerin mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und Rechnen".
Haben Sie das Gefühl, dass die verantwortlichen Lehrer nicht ausreichend über die LRS-Problematik oder die Rechenschwierigkeiten informiert sind, so wenden Sie sich bitte an die Schulleitung und den Schulpsychologischen Dienst ihres Schulamtes. Hier wird man Ihnen sicher weiterhelfen.

Wichtig:

Nachteilsausgleich und Notenschutz für Lese- Rechtschreibschwierigkeiten

 - gilt an allen Schulen - auch an Schulen die keinen Förderunterricht in besonderen Gruppen anbieten gilt
 - auch an weiterführenden Schulen, wie Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen
 - gilt auch an Privatschulen
 - gilt auch für Fremdsprachen
 - gilt auch in den Nebenfächern gilt bis zum Schulabschluss (ab Kl. 11 muss er beim Schulamt beantragt werden)
 - ist keine Ermessenssache des einzelnen Lehrers, sondern durch die Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses

klar definiert.

Nachteilsausgleich und Notenschutz bei Rechenschwierigkeiten

 - gilt an allen Grundschulen
 - gilt auch für Nebenfächer, in denen Rechnschwierigeiten auftreten können (Sachkunde)

Wie werden die Klassenkameraden auf diese Sonderbehandlung reagieren?
Auch Grundschulkinder können die besondere Situation eines Mitschülers verstehen, wenn man ihnen die Schwierigkeiten dieses Klassenkameraden erklärt. Eine Ausgrenzung des Kindes findet meist nur dort statt, wo Lehrer und Eltern der Mitschüler, aus Unwissenheit, kein Verständnis zeigen.

5. Wird mein Kind jemals richtig lesen, schreiben oder rechnen lernen?

Es wird bei konsequenter Hilfe auf jeden Fall lesen, schreiben oder rechnen lernen. Es wird aber auch während seines ganzen Lebens Legastheniker oder Dyskalkuliker sein.

Bei einer leichten Legasthenie bestehen gute Aussichten, dass ein relativ großer Wortschatz auch schriftlich erlernt werden kann. Nur selten verwendete Wörter bereiten dann noch Probleme. Bei einer schweren Legasthenie bleiben die Schwierigkeiten mit der Schriftsprache trotz jahrelanger Therapie ein Leben lang bestehen.

Kinder mit Rechenschwierigkeiten werden teilweise auch als Erwachsene, Entfernungen und Zeitspannen nur schwer abschätzen können.

Doch keine Angst, die meisten Betroffenen entwickeln sehr gute Kompensationsstrategien, die es Ihnen ermöglichen ihr Handicap gut in den Griff zu bekommen.

6. Wird mein Kind zum Außenseiter, wenn die Lehrer erfahren, dass es Legastheniker oder Dyskalkuliker ist?

Viele Kinder sind bereits Außenseiter, wenn endlich festgestellt wird, dass das Grundproblem eine Lese-Rechtschreibstörung oder Rechenstörung ist. Generell gilt, dass die Kinder umso weniger in eine Außenseiterposition gedrängt werden, je besser die Umwelt über die Probleme des Kindes informiert ist. Wenn alle Bescheid wissen, die Lehrer, Verwandten und Freunde, dann werden sie dem Kind mit Verständnis begegnen und so einer Außenseiterposition erfolgreich entgegenwirken.

7. Was sollte bei einer Bewerbung und im Berufsleben beachtet werden?

Spätestens im Laufe der Ausbildung wird dem Ausbilder auffallen, dass der Auszubildende ihm das Problem der Lese-Rechtschreibstörung oder Rechenstörung verschwiegen hat. Dies wird das Vertrauensverhältnis auf jeden Fall belasten. Aus dieser Erfahrung sollte man schon bei der Bewerbung mit offenen Karten spielen: Dem Bewerbungsschreiben wird außer dem eigentlichen Anschreiben ein Lebenslauf und das letzte Zeugnis beigelegt. Es hat sich sehr bewährt, in einem kurzen Aufsatz "Warum ich den Beruf des .... erlernen möchte" darzulegen, was an diesem Beruf so interessant ist, und in diesem Zusammenhang auch auf die schulischen Schwierigkeiten kurz einzugehen. Schwache Leistungen in Deutsch, in den Fremdsprachen oder Mathematik sind sowieso aus dem Zeugnis zu ersehen, daher ist es immer besser dies zu erklären und nicht unkommentiert zu lassen.

Bitte nehmen Sie so schnell wie möglich Kontakt zur zuständigen Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer auf. Prüfungsmodalitäten (z.B. Zeitverlängerung, Hilfsmittel wie Duden oder Wörterliste etc.) während der Berufsausbildung und bei Abschlussprüfungen erleichtern und sichern dem jungen Erwachsenen den Berufsabschluss.

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